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Lecture Series (Digital Humanities)
November 12, 2015 @ 6:15 pm - 8:00 pm
Since digital humanities are continuously gaining popularity, Prof. Hahn organized a series of lectures covering recent topics related to digital humanities.
The second lecture is given by Manfred Thaller (University of Colone) on „Digitale Philologie – Digitale Geisteswissenschaften?“.
Abstract
Der Gründungsmythos der „Digital Humanities“ beginnt üblicherweise mit der Reise eines jungen Jesuitenpaters aus Italien zum Hauptquartier der IBM In New York, durch die mit dem Index Thomisticus – einer Konkordanz der Werke des Aquinaten – das erste große Projekt der Rechneranwendung auf einen geisteswissenschaftlichen Gegenstand begann. Mythen neigen dazu, längere Trends auf ein gut fassbares Einzelereignis zuzuspitzen. Dieser Gründungsmythos unterscheidet sich davon nicht.
Er führte zur populären Vorstellung, dass die „Digital Humanities“ Anwendungen der Informationstechnologien auf den Gegenstandsbereich der Philologien beschreiben, insbesondere solche, die sich mit der Dokumentation sprachlicher Belege befassen. Diese Vorstellung greift zu kurz und dies gleich in zwei Dimensionen. Zwar gibt es eine ganze Reihe von gut sichtbaren und erfolgreichen Projekten, die Werkzeuge der IT auf die Philologien anwenden. Dem eingangs zitierten Gründungsmythos könnte man jedoch Parallelmythen aus einer ganzen Reihe anderer Disziplingruppen zur Seite stellen. Tatsächlich hat die Anwendung der Computertechnik von Anfang an alle geisteswissenschaftlichen Disziplinen betroffen.
Die Ordnung massenhafter Belege – wie der Wortformen eines inhaltlich definierten Corpus – ist ein häufiger Anwendungsbereich der Technologien in allen geisteswissenschaftlichen Disziplinen. Diese Unterstützung gut verstandener Methodologien, tief in die hermeneutischen Traditionen der Fächer eingebettet, stand jedoch von Anfang an neben der Vorstellung, dass das neue Werkzeug auch neue Methoden anwendbar mache.
Der Vortrag versucht beide Spannungsfelder, inhaltliche Reichweite der Digital Humanities und ihre Stellung zwischen Werkzeug und Methode an aktuellen wie auch an historischen Beispielen fassbar zu machen.